Bio-Kiste: Interview mit Geschäftsführer Matthias Jakubowitz

Interview mit Matthias Jakubowitz, Geschäftsführer der Bio-Kiste biokiste mj

Sie sind einer von zwei Integrationsbetrieben in Wuppertal. Wie ist es zu der Gründung des Integrationsbetriebes gekommen.

Das ist einfach eine zwangsläufige Entwicklung, die mit der Geschichte des Hofs Kotthausen zusammenhängt. Der Hof Kotthausen hat über viele Jahre immer mit Menschen mit Behinderungen zusammengearbeitet. Seit vielen Jahren haben wir hier auf dem Hof auch ein Betreutes Wohnen, so dass es selbstverständlich war, dass bei der Gründung der Bio-Kiste die Integration von Menschen mit Behinderungen sehr wichtig war.

Viele Unternehmen schrecken vor der Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen zurück, da sie grundlegend die Qualität der Mitarbeiter in Frage stellen. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?

Sehr unterschiedlich. Einige können arbeitstechnisch und wirtschaftlich gesehen sehr viel, und andere wenig. Daher kann ich einige Unternehmen verstehen, da es vermutlich trotz staatlicher Förderungen nicht immer wirtschaftlich ist – aber es macht Spaß! Unsere Mitarbeiter mit Behinderungen sind eine große Bereicherung für unsere tägliche Arbeit, und daher würde ich das nicht anders wollen.

Inwiefern eine Bereicherung?

Einerseits kann es schon mal nerven, wenn Thomas Lückel ständig von seinem kommenden Urlaub erzählt. Andererseits ist es mit ihm immer wieder neu, da er im Alltag immer interessiert ist und eine geistige Frische besitzt, die bei nichtbehinderten Mitarbeitern im Alltag eher der Routine zum Opfer fällt.

Sie sprachen eben davon, dass Mitarbeiter mit Behinderungen trotz Fördergelder nicht immer wirtschaftlich gewinnbringend eingesetzt werden können. Woran liegt das?

Neben den vorhandenen Arbeitsdefiziten bedeutet insbesondere die Einarbeitung der Mitarbeiter einen hohen zeitlichen Aufwand. Man muss sich Strategien und Techniken überlegen, die es den Mitarbeitern ermöglichen, schwierige und unübersichtliche Arbeitsschritte besser zu unterteilen und zu strukturieren. Es ist zudem wichtig, viel mit den Mitarbeitern zu reden, und sie auch in anderen Punkten, z.B. soziale Aspekten, zu beraten und zu unterstützen.

Die Wirtschaftlichkeit der Mitarbeiter ist natürlich auch sehr abhängig von dem Tagesgeschäft. An ruhigen Tagen mit Routineabläufen ist die Wirtschaftlichkeit zu 100% gegeben. An stressigen Tagen muss man sehr viel eingreifen und unterstützen, damit die Arbeit gut erledigt werden kann.

Im Schnitt liegt die Wirtschaftlichkeit oft weniger auf der kurzfristigen finanziellen, arbeitstechnischen Seite. Der Zugewinn betrifft vielmehr den menschlich-seelischen Bereich und ist über Stimmungen eher mittelfristig angelegt.

Aber trotzdem ist es für Sie selbstverständlich Menschen mit Behinderungen einzustellen?

Ja, da dadurch das Betriebsklima wesentlich besser wird. Unsere tägliche Arbeit ist wesentlich vielfältiger, vielfach auch überraschender mit unseren Mitarbeitern mit Behinderungen. Und das wirkt sich natürlich durch das überaus gute Betriebsklima letztendlich auf die Wirtschaftlichkeit unseres Unternehmens aus.

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